Turbulentes Spiel und unnötige Niederlage in Wesel



Wenn ein paar Minuten nach der Schlusssirene ein Sympathisant des "PSV Wesel-Lackhausen Futsal" unserem Coach Steffen Bonnekamp gegenüber äußert: "Heute hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die giftigere", dann fasst er damit die Begegnung der beiden FVN-Liga-Tabellennachbarn "PSV Wesel" und "Futsalicious Essen" in der Halle II des Schulzentrums Nord am Barthel-Bruyn-Weg ebenso kurz wie passend zusammen. Das Endergebnis von 8:6 (3:5) für Wesel entsprang einer Partie, die mit "recht emotional" noch sehr diplomatisch, in Teilen sogar euphemistisch beschrieben wäre. Aber der Reihe nach:

 

Bei sonnigem Frühlingswetter fanden sich beide Teams und einige Zuschauer in gelöster Atmosphäre in der Halle ein. Der Anpfiff verzögerte sich durch die Verspätung eines Unparteiischen um eine halbe Stunde, so dass genügend Zeit für Gespräche, Aufwärmübungen und sogar eine kleine Fotosession unsererseits war. Vom Anpfiff weg gingen beide Teams konzentriert zu Werke und es entwickelte sich gleich ein munterer Kick. Das Unentschieden aus dem Hinspiel wollte wohl keiner wiederholen. Dennoch gestaltete sich das Spiel zunächst ausgeglichen.

 

Da man faktisch ohne Abtastphase begann, musste man auch nicht lange auf Zählbares warten. Rückkehrer Ricky Witte schloss, nach abgesessener Sperre, einen konsequent und mit Nachdruck vorgetragenen Angriff von "Futsalicious Essen" mit dem 0:1 aus Sicht der Gastgeber ab. Wesel hatte ebenfalls Chancen, doch der Essener Defensivverband stand dieses Mal schnell. Zudem konnte Torwart Christoph Berger ein paar brenzlige Situationen klären. Das Spiel war augenscheinlich ausgeglichen und so passte auch der Ausgleichstreffer von Wesel ins Bild. Unsere Jungs von "Futsalicious Essen" spielten aber besonnen weiter und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Konsequenz: Michael Reich traf nach Zuspiel von Witte zur erneuten Führung. Diese hatte jedoch wieder nicht lange Bestand, da Wesel unwesentlich später zum erneuten Ausgleich kam.

 

Die Zuschauer freuten sich über ein spannendes, rasantes Spiel, in dem beide Teams spielerisch viel zu bieten hatten, in dem es futsaltypisch rauf und runter ging. Besonders unsere Jungs aus Essen kamen nun deutlich besser in Tritt, zwangen dem PSV ihr Spiel auf, der dagegen nun sichtbar seltener zum Zuge kam. Essenes Defensive stand nun noch etwas sicherer und in der Offensive ergaben sich Räume, so dass der Ball sehr gefällig lief. Sergio Mussayi und wenig später erneut Michael Reich konnten "Futsalicious" dabei zu einer 2-Tore-Führung verhelfen. Wesel war erkennbar irritiert und kam selten in einen Spielfluss. Stattdessen setzten die Rheinstädter auf mehr Aggressivität in Zweikämpfen. "Futsalicious Essen" nahm die erhöhte Intensität an, nur ein wenig ungeschickter, so dass sich unser Foulkonto im Vergleich zu Wesel schneller füllte.

 

Dann entstand aus einer Lappalie ein wirklicher Bruch in dem bis dahin intensiven aber recht fairen Aufeinandertreffen: Ein wiederholtes Foulspiel eines Weselers an der Seitenauslinie sollte mit einer gelben Karte bestraft werden. Doch plötzlich ging der zu Verwarnende auf den Schiedsrichter los und zeigte ihm einen Vogel. Dieser sah den Tatbestand der Schiedsrichterbeleidigung erfüllt und zückte die rote Karte. Daraufhin spielten sich aufgeregte Szenen rund um den Unparteiischen ab: Lautstarke Proteste von Weseler Seite, leichtes Kopfschütteln über die Härte der Entscheidung von unserer Seite, aber eben auch wüste Beschimpfungen und die Androhung von Handgreiflichkeiten vom soeben vom Platz Gestellten. Dieser wurde daraufhin von seinen Mannschaftskameraden aus der Halle zum Duschen geschickt. Damit hatte die Intensität des Spiels einen unschönen Höhepunkt gefunden. Von nun an wurden viele Entscheidungen gegen Wesel von mehr oder weniger lautstarken Protesten von PSVlern begleitet.

 

Nur kurz darauf erwischte ein PSV-Stürmer unseren Keeper Christoph Berger beim vergeblichen Versuch, den Ball nahe der Strafraumgrenze zu erreichen, mit hohem Bein und Vollspann im Gesicht - Gelbe Karte. Es kam zur Rudelbildung und kleineren verbalen Scharmützeln. Die Unparteiischen und die Vereinsvertreter hatten Mühe, die Gemüter wieder zu beruhigen. Ein Weseler Offizieller eilte fairerweise mit Notfallkoffer herbei und als klar war, dass Berger trotz Brummschädel und deutlich sichtbaren Schrammen über den Augen weiterspielen konnte, wurde die Partie fortgesetzt. Die nun auch spielerisch wieder aggressiver und damit offensiver zu Werke gehenden Weseler kamen kurz darauf zum 3:4-Anschluss.

 

Doch Essen hielt dagegen, sammelte berechtigterweise aber leider wieder viel zu viele Fouls, die unserem eigenen Anspruch, Futsal so fair wie möglich zu spielen, leider entgegen stehen. Doch auch spielerisch fasste "Futsalicious Essen" wieder Fuß und konnte an die spielerische Dominanz vor dem Anschlusstreffer anknüpfen. Wieder Ricky Witte sorgte kurz vor der Pause nach Zuspiel von Sebastian Rosen für die Wiederherstellung der 2-Tore-Führung für Essen. Das gab Sicherheit und bis zur Pause brannte auch nichts mehr an, wenngleich das Spiel emotional spürbar intensiv blieb.

 

Nach dem Wechsel, in dem sich viele Gemüter ein wenig beruhigt hatten, konnte sich vor allem unser zurückgekehrter Langzeitverletzter Martin Büllesfeld in seinem erst zweiten Saisonspiel offensiv behaupten. Mit einem herrlichen Pass legte er Sergio Mussayi das 3:6 aus Weseler Sicht auf. "Futsalicious Essen" setzte also die gute spielerische Leistung aus der ersten Hälfte fort. Der "PSV Wesel-Lackhausen Futsal" verlegte sich dann wieder merklich auf Intensivierung des Spiels, doch selbst die gut herausgespielten Gelegenheiten wurden von Jens Eißmann, der nun das Essener Tor hütete, entschärft. Beinahe direkt proportional zum Misserfolg in der Chancenauswertung steigerten sich dort auch die Beschwerden auf und neben dem Feld über die Leistung und Entscheidungen der Unparteiischen. Fouls von Essen wurden berechtigterweise gepfiffen, ebenso klare Fouls von Wesel, halbversteckte Nickligkeiten im Zweikampf von Weseler Seite blieben ungeahndet, provozierten aber eine insgesamt "giftigere" Stimmung auf dem Feld. Diese beflügelte augenscheinlich das Spiel des PSV, der in der Folge zunächst auf 4:6 und dann auf 5:6 verkürzen konnte. Bei beiden Treffern war der gesundheitlich leicht angeschlagene Eißmann chancenlos bzw. durch die Überzahl der Gegner überfordert. Ansonsten machte er wieder ein starkes Spiel mit vollem Einsatz. 

 

Je enger das Spiel wurde, desto hektischer wurden manche Aktionen und desto lautstärker die Auseinandersetzungen mit den Schiedsrichtern. Dies gipfelte in einer unklaren Szene bei einem angeblich nicht geahndeten Foul an einem Weseler darin, dass sich ein Schiedsrichter einer heftigen und lauten Diskussion mit den Weseler Vertretern am Zeitnehmertisch gegenüber sah - die Ermahnung sorgte indes nur vorübergehend für Ruhe. Durch Unüberlegtheit, Unerfahrenheit mit solch "überhitzten" Spielen aber nicht zu Unrecht kassierten wir von "Futsalicious Essen" in schneller Folge viele Fouls - dieses Mal leider auch das sechste Mannschaftsfoul. Der fällige 10-Meter-Strafstoß donnerte unhaltbar für Jens Eißmann zum 6:6 ins Netz.

 

Das trug selbstverständlich weder zur Beruhigung des Spiels noch zur Entschärfung der Stimmung bei. Als sich Sergio Mussayi in einer Szene mit dem Ball aus der eigenen Hälfte an der Seitenlinie in Richtung Weseler Tor ziehen wollte, ließ ein PSV-Spieler ohne Chance auf Ballkontakt das Bein stehen - Gelbe Karte. Was darauf folgte, war ein weiterer trauriger turbulenter Höhepunkt: Der bereits in Halbzeit Eins vom Platz gestellte PSV-Spieler stürmte von der Tribüne in die sich anbahnende Rudelbildung in Richtung Unparteiische. Nur mit Mühe und vollem Körpereinsatz seines eigenen Teams gelang es, ihn und andere, die auf diese futsalunwürdige Aggressivität einsteigen wollten, an Schlimmerem zu hindern. Wir selbst hatten Probleme, unsere Spieler, die wegen der Vorfälle ebenfalls (zu) aufgebracht waren, allmählich zu beruhigen, so dass man sich wieder auf das Spiel fokussieren konnte.

 

Diese Aufheizung brachte unser Team aus dem Spielkonzept und man ließ sich zu sehr in die eigene Hälfte zurück drängen. Mit einem Ausgleich wäre das Spiel, wenn es um die reine spielerische Leistung ginge, bestens beschrieben gewesen, vielleicht sogar zu unserem Nachteil aufgrund der, gegenüber dem Hinspiel, deutlich verbesserten Leistung von "Futsalicious Essen". Doch eine Mischung aus Verunsicherung, überhasteten Aktionen und Fehlpässen führte nicht zu einer Beruhigung des Geschehens. Ein unnötiger Schnitzer in der eigenen Hälfte, halb bei der Absicherung, halb beim Spiel nach vorne, mündete in einen rasanten, kurzen Konter von der Mittellinie - 7:6 für Wesel!

 

Dieser Treffer wurde aber nur zu einem halben Weckruf. Essen hatte durch Einzelaktionen noch gute Chancen auf den erneuten Ausgleich, doch eine unangebracht heftige Reaktion auf eine halbversteckte Provokation im Zweikampf bescherte uns leider Foul Nummer 7 und damit einen weiteren 10-Meter. Der ebenfalls äußerst scharf und platziert geschossene Ball schlug zum 8:6 im Essener Netz ein. Es verblieben noch wenige Sekunden, in denen Martin Büllesfeld noch hätte verkürzen können - der Pfosten rettete - aber durch die unnötig hohe Anzahl an Fouls, Unkonzentriertheiten und ein halbherziges spielerisches Aufbäumen in der Schlussphase unsererseits blieb es letztlich bei der unnötigen Niederlage in einem so turbulenten Spiel, wie wir es im Futsal nach Möglichkeit nie wieder erleben wollen!

 

Am Samstag, 09.04.2011, geht es für uns zur drittletzten Begegnung in dieser FVN-Saison. In Wuppertal treffen wir um 17.30 Uhr auf die Mannschaft, die bislang die wenigsten Spiele absolviert hat und trotzdem im oberen Teil der Tabelle steht: "Futsal Selecao Wuppertal". Wir freuen uns auf ein intensives aber faires Spiel, bei dem die Attraktivität des Spiels wieder mehr im Nachgeschmack erhalten bleibt.

 

 

(kristoff gött, 07.04.2011)